In der Biologie wird das Geschlecht (Sexus) eines Organismus funktional darüber definiert, welchen Typ von Gameten er potenziell produziert. Dabei gilt weltweit und über nahezu alle Tier- und Pflanzenarten hinweg ein binäres System als etabliert:
- Männlich: produziert potenziell Mikrogameten (klein, zahlreich, i. d. R. beweglich)
- Weiblich: produziert potenziell Makrogameten (groß, nährstoffreich, i. d. R. unbeweglich)
Dieses sogenannte anisogame Fortpflanzungssystem ist Grundlage der sexuellen Reproduktion bei den meisten vielzelligen Organismen, einschließlich des Menschen. In diesem Zusammenhang wird oft behauptet, es gebe "mehr als zwei Geschlechter". Dieser Behauptung kann eine biologisch präzise Fragestellung entgegengestellt werden: Existiert ein dritter funktionaler Sexus jenseits der etablierten Gametentypen?
Die Wette
Zur empirischen Klärung dieser Frage wird hiermit ein Betrag in Höhe von
10.000 Euro
öffentlich ausgelobt – als Wetteinsatz für den wissenschaftlich belastbaren Nachweis eines dritten "biologischen" Geschlechts (Sexus) bei anisogamen Gonochoristen.
Diese Wette ist kein ideologisches Statement, sondern eine erkenntnistheoretisch motivierte Einladung zur Überprüfung eines biologischen Grundprinzips. Nach dem Prinzip der Falsifizierbarkeit nach Karl Popper soll die Hypothese der binären Gameten- und damit Geschlechterordnung in der Biologie der offenen Widerlegbarkeit ausgesetzt werden, wie es guter wissenschaftlicher Praxis entspricht.
Was gilt als gültiger Nachweis?
Ein dritter Sexus liegt nur dann vor, wenn:
- ein rezenter Organismus einen eigenständigen Gametentyp produziert,
- der weder als Mikro- noch als Makrogamet klassifiziert werden kann,
- und dieser Gametentyp aktiv, funktional und evolutionär stabil an einem natürlichen Fortpflanzungssystem beteiligt ist,
- das auf anisogamer Reproduktion basiert.
Was nicht ausreicht:
Die folgenden Fälle gelten ausdrücklich nicht als gültiger Nachweis:
- Hermaphroditismus (simultane oder konsekutive Produktion beider bekannten Gametentypen)
- Pseudohermaphroditismus (scheinzwittrige Phänotypen z. B. aufgrund von Umwelteinflüssen)
- polygame Geschlechtsverteilung ohne dritten Gametentyp (z. B. Triözie mit männlichen, weiblichen und zwittrigen Individuen in einer Population)
- asexuelle oder fakultativ sexuelle Fortpflanzung (z. B. Parthenogenese, Klonen)
- Isogamie / isogame Kreuzungstypen
- Makro-/Mikrogametenpolymorphismus oder infertile Gametentypen (z. B. Paraspermien)
- "intermediate gametes" ohne eigenständige, stabile, reproduktionsfähige Gametenmorphologie (z. B. als Übergangsstadium, Mutation oder Störung)
- dem primären Geschlecht untergeordnete Geschlechtsausprägungen (z. B. bimodale Verteilung in bestimmten, mit dem jeweiligen Geschlecht assoziierten Sekundärmerkmalen)
- geschlechtliche Phänotyp-Variationen als medizinische Sonderformen beim Menschen (DSD wie z. B. Chromosomenanomalien, ovotestikuläre Störungen)
- soziale Geschlechterrollen (z. B. weibl. Bienenkönigin + weibl. Arbeiterinnen + männl. Drohnen)
- psychologische Geschlechtsidentitäten
- synthetische Systeme ohne biologische Relevanz
- theoretische Modelle ohne Nachweis der realen Existenz eines dritten Sexus
- Proto-Sex-Hypothesen, da kein rezentes Vorkommen eines dritten Sexus
Wie kann man teilnehmen?
Diese Ausschreibung richtet sich an Biowissenschaftler, Forschungsgruppen sowie wissenschaftliche Institutionen. Einreichungen müssen in Form einer wissenschaftlich nachvollziehbaren Dokumentation erfolgen, idealerweise als bereits publizierter oder zur Publikation in einem wissenschaftlichen Fachjournal vorgesehener Fachartikel.
Die Dokumentation ist in elektronischer Form zu senden an:
Die Bewertung erfolgt durch ein unabhängiges Gremium aus Fachbiologen, insbesondere mit Expertise in Reproduktionsbiologie, Entwicklungsbiologie, Gametogenese, Evolutionsbiologie und Humangenetik. Mit der Einreichung wird zugestimmt, dass weitere Details bei Bedarf vom Expertengremium erfragt, Untersuchungsmaterial eingefordert oder die Befunde vor Ort begutachtet werden.
