Samstag, 30. August 2025

Femme fatale mit Duftnote: Wie die Springbok-Mantis Männchen in die Falle lockt

In der Tierwelt sind Sexuallockstoffe (Pheromone) meist ehrliche Signale. Ein Individuum teilt mit, dass es paarungsbereit und von guter Qualität ist. Doch manchmal kippt das Gleichgewicht der Interessen zwischen den Geschlechtern. Dann wird aus Verführung Manipulation. Knapwerth & Burke (2025) haben nun bei der Springbok-Mantis (Miomantis caffra) gezeigt, dass hungrige Weibchen ihre Lockstoffe gezielt einsetzen, um Männchen anzulocken und anschließend zu fressen [1]. Damit betreiben sie eine Form der "sexuellen Täuschung", die bislang kaum so klar belegt war.
 

Zwischen Verführung und trügerischem Duft

Miomantis caffra 
(Foto: Richard001, Public domain,
via Wikimedia Commons)
Die Forscher hielten die Fangschrecken (Mantodea) unter kontrollierten Bedingungen  im Labor. Einige Weibchen wurden dabei reichlich gefüttert ("gute Kondition"), andere bekamen deutlich weniger Nahrung ("schlechte Kondition"). Anschließend durften Männchen in einer T-förmigen Versuchsanordnung entscheiden, welchem Duft sie folgen wollten. Überraschenderweise wählten zweimal so viele Männchen wählten die Duftspur der schlecht genährten Weibchen, obwohl diese biologisch die schlechtere Wahl waren. Ihre Eierpakete (Ootheken) waren im Schnitt nur halb so schwer wie die der gut genährten Weibchen.

Was die Männchen nicht wussten: Der verführerische Duft war eine Falle. In weiteren Experimenten griffen Weibchen in schlechter Kondition dreimal häufiger an und verspeisten viermal so oft ihre Verehrer wie ihre wohlgenährten Artgenossinnen. Für die Weibchen lohnte sich diese Strategie. Wenn sie ein Männchen fraßen, wurden ihre Ootheken im Schnitt über 50 % schwerer – also ein direkter Gewinn evolutionärer Fitness aufgrund einer potenziell höheren Zahl an Nachkommen. Der männliche Körper diente schlichtweg als energiereiches "Paarungsmahl". Weibchen in schlechter Kondition profitieren enorm davon, ein Männchen zu erbeuten. Pheromone sind günstig zu produzieren, ein Männchen dagegen ist eine wertvolle Proteinquelle. 

So entsteht ein sexuell antagonischer Konflikt zwischen den Geschlechtern. Während Männchen lernen müssten, Täuschung zu erkennen, bleibt ihnen oft keine Chance. Der Instinkt, möglichst früh ein Weibchen zu finden, überwiegt bei Fangschrecken seit jeher das Risiko, gefressen zu werden.
 

Fazit

Die in der Studie untersuchten Strategien verdeutlichen, wie vielfältig Sexualität im Tierreich ist und dass Täuschung, Konflikt und Kannibalismus ebenso Teil der Evolution sexuellen Verhaltens sind wie Kooperation und Partnerwahl. In der Welt der Fangschrecken kann "sexy" hierbei schlicht bedeuten: "lecker".

Quellen

[1] Knapwerth, L., & Burke, N. W. (2025). Luring cannibal: Dishonest sexual signalling in the springbok mantis. Functional Ecology, 39, 2849–2859. https://doi.org/10.1111/1365-2435.70115

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