In der Tierwelt sind Sexuallockstoffe (Pheromone) meist ehrliche Signale. Ein Individuum teilt mit, dass es paarungsbereit und von guter Qualität ist. Doch manchmal kippt das Gleichgewicht der Interessen zwischen den Geschlechtern. Dann wird aus Verführung Manipulation. Knapwerth & Burke (2025) haben nun bei der Springbok-Mantis (Miomantis caffra) gezeigt, dass hungrige Weibchen ihre Lockstoffe gezielt einsetzen, um Männchen anzulocken und anschließend zu fressen [1]. Damit betreiben sie eine Form der "sexuellen Täuschung", die bislang kaum so klar belegt war.
Zwischen Verführung und trügerischem Duft
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| Miomantis caffra ♂ (Foto: Richard001, Public domain, via Wikimedia Commons) |
Was die Männchen nicht wussten: Der verführerische Duft war eine Falle. In weiteren Experimenten griffen Weibchen in schlechter Kondition dreimal häufiger an und verspeisten viermal so oft ihre Verehrer wie ihre wohlgenährten Artgenossinnen. Für die Weibchen lohnte sich diese Strategie. Wenn sie ein Männchen fraßen, wurden ihre Ootheken im Schnitt über 50 % schwerer – also ein direkter Gewinn evolutionärer Fitness aufgrund einer potenziell höheren Zahl an Nachkommen. Der männliche Körper diente schlichtweg als energiereiches "Paarungsmahl". Weibchen in schlechter Kondition profitieren enorm davon, ein Männchen zu erbeuten. Pheromone sind günstig zu produzieren, ein Männchen dagegen ist eine wertvolle Proteinquelle.
So entsteht ein sexuell antagonischer Konflikt zwischen den Geschlechtern. Während Männchen lernen müssten, Täuschung zu erkennen, bleibt ihnen oft keine Chance. Der Instinkt, möglichst früh ein Weibchen zu finden, überwiegt bei Fangschrecken seit jeher das Risiko, gefressen zu werden.
Fazit
Die in der Studie untersuchten Strategien verdeutlichen, wie vielfältig Sexualität im Tierreich ist und dass Täuschung, Konflikt und Kannibalismus ebenso Teil der Evolution sexuellen Verhaltens sind wie Kooperation und Partnerwahl. In der Welt der Fangschrecken kann "sexy" hierbei schlicht bedeuten: "lecker".
Quellen
[1] Knapwerth, L., & Burke, N. W. (2025). Luring cannibal: Dishonest sexual signalling in the springbok mantis. Functional Ecology, 39, 2849–2859. https://doi.org/10.1111/1365-2435.70115

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