Samstag, 19. Juli 2025

Sinkende Geburtenrate im Lichte der Evolution

Die Geburtenrate gehört zu den wichtigsten demografischen Indikatoren. Sie reflektiert nicht nur das individuelle Fortpflanzungsverhalten, sondern hat weitreichende Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung, soziale Infrastrukturen sowie langfristige Evolutions- und Populationsdynamiken. Mit einem aktuellen Tiefstand in Deutschland rücken Fragen nach biologisch-evolutionären Mechanismen stärker in den Fokus.

Aktuelle Befunde zur Geburtenziffer in Deutschland

Das Statistische Bundesamt meldet für das Kalenderjahr 2024 eine zusammengefasste Geburtenziffer von 1,35 Kindern je Frau, was einem Rückgang um 2 % im Vergleich zu 2023 entspricht (zuvor 1,38). Insgesamt wurden 677.117 lebendgeborene Kinder registriert. Das sind 15.872 Geburten weniger als im Vorjahr [1].

Es zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. Während Niedersachsen mit 1,42 Kindern je Frau die höchste Fertilitätsrate verzeichnet, liefert Berlin mit 1,21 den niedrigsten Wert. Auch nach Staatsangehörigkeit differenziert sich die Analyse. Deutsche Frauen erreichten eine Ziffer von 1,23 (und damit ein Niveau, das zuletzt 1996 gemessen wurde), während Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit bei 1,84 lagen – allerdings ebenfalls mit einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um rund 2 %.

Evolutionstheoretische Deutungen niedriger Geburtenraten

Die Fortpflanzung des Menschen ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels biologischer und sozialer Faktoren. Auf der biologischen Ebene sind die zentralen Determinanten der Fertilität unter anderem das reproduktive Zeitfenster zwischen der Menarche und der Menopause sowie die altersabhängige Abnahme der ovariellen Reserve und der Samenqualität. Diese natürlichen Grenzen der Reproduktionsfähigkeit treffen in modernen Gesellschaften auf Lebensbedingungen, die den Zeitpunkt der Familiengründung zunehmend in spätere Lebensphasen verschieben. Damit steigt nicht nur das Risiko ungewollter Kinderlosigkeit, sondern auch die Wahrscheinlichkeit einer geringeren Kinderzahl insgesamt.

In der Evolutionsbiologie ist Reproduktion das zentrale Maß evolutionärer Fitness – also des Beitrags eines Organismus zur nächsten Generation. Doch Fitness ist kein abstrakter Zwang zur Fortpflanzung "um jeden Preis", sondern ein anpassungsfähiges Zusammenspiel aus Kosten und Nutzen im Kontext der jeweiligen Umweltbedingungen. Genau hier setzt das Verständnis niedriger Geburtenraten in modernen Gesellschaften an. Sie sind nicht notwendigerweise ein Ausdruck biologischen Versagens, sondern können als Folge veränderter Selektionsdrücke interpretiert werden.

Ein Schlüsselkonzept ist die Unterscheidung zwischen r-Strategien (viele Nachkommen, geringe elterliche Investition) und K-Strategien (wenige Nachkommen, hohe Investition). Homo sapiens ist eindeutig ein K-Stratege. Seine Nachkommen benötigen über viele Jahre hinweg intensive elterliche Betreuung, was ihre Zahl begrenzt. Der Mensch hat sich über Jahrtausende hinweg in einem Umfeld entwickelt, das auf hohe Kindersterblichkeit, begrenzte Ressourcen und kurze Lebensspannen ausgelegt war. In solchen früheren ökologischen Kontexten war eine hohe Fertilitätsrate selektiv vorteilhaft, um die hohe Kindersterblichkeit zu kompensieren. In hochentwickelten Gesellschaften hingegen, in denen Kinderüberleben fast garantiert ist und soziale sowie kulturelle Selektionsfaktoren dominieren, verliert eine hohe Geburtenzahl ihren evolutionären Druckvorteil. Die energetische Investition in wenige, aber hochqualitativ versorgte Nachkommen (Stichwort: K-Strategie) könnte daher als moderne Form der elterlichen Fitnessoptimierung interpretiert werden. Mit der Konsequenz, dass niedrige Fertilitätsraten nicht zwingend ein "biologisches Problem" darstellen, sondern eine adaptive Reaktion auf neue Umweltbedingungen sein könnten.

Hinzu kommt, dass die Fortpflanzung des Menschen kein rein reflexgesteuertes Verhalten ist, sondern kognitiver Kontrolle und kultureller Mediation unterliegt. Entscheidungen über Kinderzahl, Zeitpunkt der Elternschaft oder der Verzicht auf Kinder können daher als Ergebnis eines evolutionären Trade-offs zwischen reproduktiver Fitness und anderen Formen von "Fitnessgewinn" (etwa durch soziale Position, beruflichen Erfolg oder individuelle Selbstverwirklichung) verstanden werden.

Die paradoxe Folge: In einer Umgebung, in der biologisches Überleben gesichert ist, kann der selektive Druck auf aktive Reproduktion schwinden und zwar nicht, weil der biologische Antrieb verschwindet, sondern weil andere Strategien kurzfristig adaptiver erscheinen. Damit treten in gewissem Sinne evolutionäre Zielkonflikte auf, bei denen Populationsfitness und individuelle Strategien auseinanderlaufen.

Der Reproduktionskonflikt moderner Frauen

Biologisch betrachtet ist das Alter von 25 bis etwa 30 Jahren das Zeitfenster mit dem höchsten reproduktiven Potenzial des weiblichen Menschen. Die Fruchtbarkeit ist auf ihrem Höhepunkt, Eizellen sind genetisch stabil und hormonelle Voraussetzungen für eine Schwangerschaft sind optimal. Viele Frauen verspüren in dieser Phase einen deutlichen, oft evolutionär begründeten Kinderwunsch.

Gleichzeitig erleben viele Frauen diesen Lebensabschnitt als entscheidende Phase der beruflichen Selbstverwirklichung oder ökonomischen Konsolidierung. Ziele sind der Abschluss einer Ausbildung, der Start einer Karriere sowie der Aufbau von finanziellen Sicherheiten – nicht zuletzt auch, um einem künftigen Kind ein gutes Zuhause bieten zu können. Diese rationale Verzögerung der Reproduktion führt jedoch dazu, dass oft erst mit 32–35 Jahren das erste Kind kommt (wenn überhaupt). Da die Zeit für ein zweites oder drittes Kind dann biologisch und organisatorisch knapper wird, bleibt es oft bei einem. Das Ergebnis: Der Wunsch nach Familie ist zwar vorhanden, aber die Realisierung bleibt biologisch und sozial begrenzt.

Wie viele Nachkommen braucht es für stabile Populationen?

Die Frage, wie viele Kinder pro Frau nötig sind, um eine Bevölkerung (ohne Migration) stabil zu halten, führt zu zwei zentralen demografischen Kennzahlen: der Gesamtfertilitätsrate (Total Fertility Rate, TFR) und der Nettoreproduktionsrate (Net Reproduction Rate, NRR). 

Die Gesamtfertilitätsrate gibt an, wie viele Nachkommen eine Weibchen im Durchschnitt während seines Lebens produziert. Bei getrenntgeschlechtlichen Lebewesen (Gonochoristen) wie dem Menschen hat ein Paar zwei Reproduzenten, deren "Ersatz" in der nächsten Generation mindestens durch zwei Nachkommen erfolgen müsste, um die Population stabil zu halten. Da jedoch im Kontext der hier diskutierten Biospezies Homo sapiens nicht alle Weibchen Nachkommen bekommen können (oder wollen) und es außerdem eine gewisse Kindersterblichkeit sowie geschlechtsunabhängige Mortalität vor dem Reproduktionsalter gibt, muss die Bestanderhaltungsfertilität etwas höher liegen. In entwickelten Ländern wie Deutschland liegt die "magische Zahl" bei etwa 2,1 Kindern pro Frau (in Entwicklungsländern liegt sie etwa bei 2,3 bis 2,5, da dort die Kinder- und Jugendsterblichkeit höher ist). Diese Zahl berücksichtigt etwa 10 % ungewollte Kinderlosigkeit (oft Infertilität durch medizinische Gründe), einen Teil freiwilliger Kinderlosigkeit, Sterbefälle vor Abschluss der Reproduktion, die geringe Differenz der Geschlechterverteilung (etwa 105 Jungen auf 100 Mädchen) sowie statistische Rundungseffekte.

Die Nettoreproduktionsrate zählt hingegen nur die Töchter, die das reproduktive Alter erreichen, da nur sie zukünftige Generationen hervorbringen. Eine NRR von 1 (eine Tochter pro Frau) entspricht somit einer TFR von 2,1 (ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis vorausgesetzt). Der Unterschied zwischen diesen Raten ist in öffentlichen Debatten entscheidend, da Missverständnisse zu verzerrten Schlussfolgerungen führen können. Zum Beispiel könnten "2 Geburten" als 2 Töchter (also ~4 Kinder) interpretiert werden, was ein starkes Bevölkerungswachstum prognostiziert. Solche Unklarheiten können in Diskussionen über Demografie und Migration falsche Narrative befeuern. Daher ist es essenziell, in öffentlichen Darstellungen eindeutig zu kommunizieren, ob die Gesamtfertilitätsrate (Kinder) oder die Nettoreproduktionsrate (Töchter) gemeint ist, um Transparenz zu schaffen und Missverständnisse zu vermeiden.

Wir rechnen im Folgenden mit der Gesamtfertilitätsrate bezogen auf die Geburten pro Frau, da dies diejenige Rate ist, die das statistische Bundesamt nennt. Eine durchschnittliche Kinderzahl je Frau in Höhe von 1,35 bedeutet, dass die nächste Generation nur noch 67,5 % so groß ist wie die aktuelle. Nach einer Generation schrumpft die Population somit um fast ein Drittel. Nach zwei Generationen sind es dann nur noch etwa 46 % der Ausgangspopulation.

Die gegenwärtige zusammengefasste Geburtenziffer von 1,35 Kindern je Frau in Deutschland reicht somit nicht aus, um die Bevölkerungszahl langfristig stabil zu halten. Zur Veranschaulichung kann eine hypothetische Projektion dienen, bei der wir folgende Parameter annehmen: Die Generationenfolge beträgt durchschnittlich 25 Jahre, es findet keine Immigration statt und die Geburtenrate bleibt konstant bei 1,35. Ausgehend von den aktuell rund 71,6 Millionen Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit (Stand: Ende März 2024) ergibt sich über die kommenden Generationen folgende hypothetische Entwicklung:


Bereits in 50 Jahren hätte sich die Zahl der Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit fast halbiert. Nach 150 Jahren wäre nur noch ein Bruchteil (etwa 10 % der heutigen Bevölkerung) vorhanden.

Diese Zahlen verdeutlichen eindrücklich, dass es sich bei der aktuellen Geburtenrate nicht um eine temporäre statistische Schwankung handelt, sondern um einen demografischen Trend mit tiefgreifenden Auswirkungen. Er betrifft nicht nur die Altersstruktur, das Rentensystem oder die medizinische Versorgung, sondern auch Fragen der kulturellen und evolutionsgeschichtlichen Kontinuität.

Evolutionsbiologische Paradoxien schrumpfender Gesellschaften

Aus evolutionsbiologischer Sicht ist das Ziel jedes Organismus die Weitergabe seines Erbguts an die nächste Generation. Doch gerade in hochentwickelten Gesellschaften beobachten wir ein paradoxes Phänomen. Je höher Bildung, Wohlstand und individuelle Autonomie ausgeprägt sind, desto seltener wird dieses Ziel realisiert. Reproduktion, als biologisches Kernelement natürlicher Selektion, verliert zunehmend an Priorität, obwohl die äußeren Lebensbedingungen für das Überleben von Nachkommen nie günstiger waren als heute.

Dieses Phänomen lässt sich als evolutionärer Zielkonflikt oder sogar als Mismatch deuten. Der Mensch ist evolutionär nicht auf die Reproduktionsbedingungen einer modernen Industriegesellschaft angepasst. Unsere genetischen sowie hormonellen Steuerungsmechanismen haben sich in Kleingruppen mit hoher Kindersterblichkeit und begrenztem Ressourcenangebot herausgebildet, in denen Reproduktion unmittelbar mit Überleben und Status verknüpft war.

In heutigen Gesellschaften hat sich die Umwelt rasant gewandelt, aber unsere biologische Disposition folgt weiterhin ihrem evolutionären Erbe. Der Wunsch nach Absicherung, Statusgewinn, Partnerwahlstrategien oder familiärer Investition ist geblieben. Doch statt sich in hoher Kinderzahl zu äußern, verlagern sich reproduktive Strategien nun auf andere Formen von "Fitnessoptimierung" wie beruflichem Erfolg, Partnerschafsstabilität, Selbstverwirklichung als Ausdruck indirekter Fitness (sogenannter DINK-Lifestyle = "Double Income, No Kids") sowie der Förderung von maximal eines einzelnen Kindes. Damit kommt es zu einer Adaptation an eine Umwelt, die zwar sicher, aber auch komplex und konkurrenzintensiv ist; mit der Konsequenz, dass Reproduktion rational begrenzt wird, um eigene Ressourcen (Zeit, Energie, Aufmerksamkeit) möglichst effizient zu verteilen.

Was daraus entsteht, ist eine neue Form von maladaptiver Anpassung: Auf individueller Ebene erscheint es adaptiv, wenige oder gar keine Kinder zu haben. Auf Populationsebene jedoch führt dies zu einer negativen Reproduktionsbilanz – ein evolutionäres Paradoxon, das ohne äußere Korrekturfaktoren (z. B. Immigration oder politische Reproduktionsanreize) nicht kompensiert werden kann.

Überalterung: Eine begriffliche Klarstellung

In der öffentlichen Debatte wird der demografische Wandel häufig unter dem Schlagwort "Überalterung" verhandelt. Dieser Begriff suggeriert, dass die ältere Bevölkerung (mitunter abfällig als "Boomer" bezeichnet) zu groß oder in anderer Weise problematisch sei. Aus biologischer und demografischer Sicht ist dies jedoch eine irreführende Perspektive. Altern ist ein natürlicher Bestandteil der menschlichen Lebensspanne und Ausdruck des medizinischen Fortschritts.

Tatsächlich handelt es sich beim gegenwärtigen demografischen Ungleichgewicht nicht um eine Überrepräsentation älterer Menschen, sondern um das Ausbleiben nachrückender Generationen. Der präzisere Begriff wäre daher "Unterjüngung". Die junge, reproduktionsfähige Bevölkerungsgruppe schrumpft zahlenmäßig. Nicht, weil die Älteren "zu viele" sind, sondern weil zu wenige Junge nachkommen.

Diese Unterscheidung ist nicht nur sprachlich relevant, sondern auch analytisch. Wer die Ursache des Problems beim Alter sucht, fokussiert auf Versorgungslasten. Wer dagegen die fehlende Verjüngung als Kern erkennt, richtet den Blick auf die Frage, wie die Reproduktion in einer modernen Gesellschaft gefördert werden kann.

Ersatzmigration als demografische Strategie?

Angesichts dauerhaft niedriger Geburtenraten in vielen industrialisierten Ländern haben die Vereinten Nationen (UN) bereits im Jahr 2000 das Konzept der sogenannten "Replacement Migration" (Bestandserhaltungs- bzw. Ersatzmigration) vorgeschlagen [2]. Um die Unterjüngung (insbesondere den Rückgang der Erwerbsbevölkerung) zu kompensieren, soll gezielte Immigration aus Ländern mit höherer Fertilitätsrate erfolgen. In Deutschland, so eine damalige Modellrechnung, wären mehrere hunderttausend Migranten pro Jahr erforderlich, um die demografische Balance aufrechtzuerhalten – eine Zahl, die seit 2015 faktisch erreicht bzw. sogar überschritten wurde.

Diese Migrationsströme betreffen in hohem Maße Herkunftsländer aus der MENAPT-Region (Middle East, North Africa, Pakistan, Turkey), also Regionen mit traditionell höherer Geburtenrate sowie jüngerem Altersdurchschnitt. Allerdings auch mit anderen kulturellen Wertsystemen.

Als IG Sexualbiologie betrachtet wir dieses Konzept mit wissenschaftlich-kritischer Zurückhaltung. Nicht aus prinzipieller Ablehnung gegenüber Migration, sondern aus Gründen, die auf langfristige kulturelle Kompatibilität sowie den Schutz grundlegender Bildungs- und Persönlichkeitsrechte zielen. Drei Aspekte stehen dabei im Zentrum:

Bildungsstandort Deutschland:

Die erfolgreiche Integration junger Migrantengenerationen in ein komplexes, wissensbasiertes Bildungssystem erfordert erhebliche Ressourcen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn große Teile der Zuwandernden aus Ländern mit niedrigem Bildungsstand stammen. Das Risiko besteht, dass die qualitative Bildungs- und Innovationsfähigkeit Deutschlands auf lange Sicht leidet, wenn keine strukturell tragfähige Migrationspolitik inkl. Integrationsstrategien gelingt.

Frauenrechte und Reproduktionsautonomie:

Wir weisen darauf hin, dass viele Herkunftskulturen eine stark traditionelle Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern pflegen. Die Gleichberechtigung von Frauen, ihre körperliche Selbstbestimmung sowie der Zugang zu Verhütung, Bildung und Erwerbstätigkeit sind dort vielfach nicht gesichert. Ein unreflektierter Import solcher Sozialstrukturen steht im Widerspruch zu den emanzipatorischen Zielen der reproduktiven Freiheit und Aufklärung.

Rechte nicht-heteronormaler Minderheiten:

In vielen MENAPT-Staaten gelten nicht-heteronormale Lebensentwürfe als gesellschaftlich tabuisiert oder werden sogar strafrechtlich verfolgt. Der Erhalt eines offenen, toleranten Menschenbilds setzt voraus, dass Menschenrechte nicht nur formal gewahrt, sondern kulturell mitgetragen werden. Eine demografische Strategie darf nicht dazu führen, dass erreichte Standards stillschweigend relativiert werden.


Die demografische Herausforderung bleibt real, doch jede Reaktion darauf muss sich nicht nur an quantitativen Kriterien wie Geburtenrate oder Arbeitskräftebedarf messen lassen. Aus unserer Sicht bedarf es vielmehr einer ganzheitlichen Betrachtung, die biologische und kulturelle Reproduktionsbedingungen im Interesse zukünftiger Generationen sowie insbesondere eines nachhaltigen, pluralitätsoffenen Gesellschaftsmodells gleichermaßen berücksichtigt.

Demografische Verschiebungen durch Migration

Die nachfolgenden Zahlen zeigen eindrücklich, wie stark die Bevölkerung mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Deutschland über die kommenden Generationen wachsen kann. Geht man von einer durchschnittlichen Geburtenrate der MENAPT-Migranten in Höhe von rund 2,43 Kindern pro Frau sowie einer jährlichen Nettozuwanderung von etwa 430.000 Menschen aus (Stand 2024), könnte sich die Migrantenkohorte innerhalb von 150 Jahren von derzeit 14 Millionen auf über 150 Millionen Menschen mehr als verzehnfachen:


Bereits nach zwei Generationen (50 Jahren) würden Deutsche nach dieser Berechnung nicht mehr die Mehrheit in Deutschland ausmachen. Dieser ernüchternde Befund deckt sich weitestgehend mit detaillierteren Prognosen und Modellen von Forschern aus anderen Ländern. So ergab eine Studie, die sich mit den demografischen Veränderungen in Schweden beschäftigte, dass die einheimische schwedische Bevölkerung voraussichtlich innerhalb der nächsten 45 Jahre zu einer Minderheit im eigenen Land wird, wenn der derzeitige Trend der Zuwanderung und Geburtenraten anhält [3].

Diese prognostizierte Entwicklungen bedeuten nicht nur eine zahlenmäßige Veränderung, sondern auch eine grundlegende Veränderung der Bevölkerungsstruktur. Die Integration großer Bevölkerungsgruppen aus Regionen mit teils erheblich abweichenden Bildungssystemen, sozialen Normen und reproduktiven Wertvorstellungen erfordert umfassende und vor allem nachhaltige Anstrengungen, die weit über reine Zahlen hinausgehen. Besonders aus Sicht der biologisch fundierten Sexualforschung ist es wichtig, dass grundlegende Frauen- und Reproduktionsrechte sowie körperliche Selbstbestimmung aufrechterhalten werden. Wir warnen davor, demografische Herausforderungen allein durch Migration zu lösen, ohne die damit verbundenen kulturellen Implikationen ausreichend zu berücksichtigen.

Einschränkung zur Populationsprojektion der Migrantenkohorte

Bei aller Modellrechnung muss jedoch betont werden, dass die hier angenommene Geburtenrate von 2,43 Kindern pro Frau in der Migrantenkohorte, insbesondere aus der MENAPT-Region, die in den letzten Jahren maßgeblich zur Nettozuwanderung beigetragen hat, ein theoretischer Mittelwert ist, der sich aus länderspezifischen Herkunftsdaten (z. B. Türkei: 1,88 / Pakistan: 3,41) ergibt. 

Tatsächlich meldet das Statistische Bundesamt für 2024 eine durchschnittliche Geburtenziffer von 1,84 Kindern pro Frau mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Deutschland und somit ebenfalls einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Dies zeigt, dass auch in migrantischen Bevölkerungsgruppen der reproduktive Wandel unserer Lebenswelt wirkt. Diese Differenz zwischen theoretischem Potenzial und realisierter Fertilität unterstreicht, dass auch zugewanderte Bevölkerungsgruppen von den gleichen gesellschaftlichen Dynamiken betroffen sind. Der kulturelle Wandel führt auch hier mittelfristig zu sinkenden Geburtenraten.

Doch damit ist die Entwicklung nicht linear oder beliebig verlängerbar. Es besteht die reale Möglichkeit eines Kipppunkts, an dem die Migrantenkohorte eine solche demografische Größe erreicht, dass nicht mehr sie sich an die Mehrheitsgesellschaft anpasst, sondern umgekehrt die Gesellschaft selbst durch diese Gruppe transformiert wird. In einem solchen Szenario könnten sich erneut kulturelle Muster durchsetzen, die mit höheren Reproduktionsraten, einer stärkeren Orientierung an traditionellen Familienbildern und einer geringeren Erwerbsbeteiligung von Frauen einhergehen. Dies allerdings womöglich auf Kosten individueller Freiheiten, Gleichberechtigung, Bildungsniveau sowie des gesamtgesellschaftlichen Wohlstands.

Diese Perspektive macht deutlich, dass demografische Entwicklung nicht nur eine Frage der Zahlen ist, sondern immer auch eine der kulturellen Rückkopplung und sozialen Trägheit. Gesellschaften sind keine geschlossenen Systeme. Sie verändern sich durch Reproduktion ebenso wie durch Migration. Welche Werte dabei dominant werden, entscheidet letztlich über den künftigen Charakter einer Gesellschaft.

Fazit

Die demografischen Projektionen zeigen deutlich, dass bei der derzeitigen Geburtenrate von 1,35 Kindern pro Frau die einheimische Bevölkerung Deutschlands dramatisch sinkt, während die Migrantenkohorte mit einer geschätzt höheren Fertilitätsrate und kontinuierlichem Zuzug deutlich wächst. Bereits nach zwei Generationen (also in etwa 50 Jahren) könnte der Anteil der Neubürger an der Gesamtbevölkerung die Mehrheit stellen.

Diese mögliche Entwicklung hat weitreichende Folgen. Sie betrifft nicht nur die reine Bevölkerungszahl, sondern auch kulturelle Strukturen sowie die Zukunft des Bildungsstandorts Deutschland. Ein nachhaltiger Umgang mit dieser Herausforderung erfordert eine ganzheitliche Perspektive, die biologische Reproduktionsbedingungen, gesellschaftliche Integration und die Wahrung von Menschen- und Frauenrechten gleichermaßen berücksichtigt.

Andererseits zeigen die realen Zahlen zur Geburtenrate von Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, dass die Ersatzmigration zumindest kurzweilig den gleichen Reproduktionsgrenzen unterliegt, wie die einheimische Bevölkerung, was die Notwendigkeit umso mehr betont, nicht nur auf Migration, sondern auch auf nachhaltige Reproduktionspolitik und Aufklärung zu setzen.

Wir plädieren dafür, diesen demografischen Wandel nicht allein als Problem der Quantität, sondern vor allem als komplexe Interaktion biologischer und kultureller Faktoren zu begreifen, um zukunftsfähige Lösungen entwickeln zu können. Wir können diese Lösungen zwar auch nicht ad hoc liefern, aber wir können die der aktuellen Populationsentwicklung zugrundeliegenden Mechanismen aufzeigen, um Entscheidungsträger bei der Lösungsfindung zu unterstützen.

Quellen

[1] Statistisches Bundesamt: Geburten von Januar bis April 2025 weiterhin auf niedrigem Niveau (abgerufen am 18.07.2025)

[2] Population Division, Department of Economic and Social Affairs, United Nations Secretariat: Replacement Migration; ESA/P/WP.160, 21 March 2000

[3] Tarvainen, K. (2018). Population projections for Sweden, Norway, Denmark, and Finland, 2015–2065. Bulletin of Geography. Socio-economic  Series,  39(39),  147-160.  DOI: http://doi.org/10.2478/bog-2018-0010.

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