Das Merriam-Webster Dictionary gilt als eines der renommiertesten englischsprachigen Wörterbücher und wird in den USA seit dem 19. Jahrhundert als Referenzwerk für Sprachgebrauch, Rechtschreibung und Bedeutungsbestimmungen herangezogen. Seine Einträge gelten vielen als maßgebliche Quelle – sowohl für die Alltagssprache als auch für die fachliche Terminologie. Umso wichtiger ist es, dass dortige Definitionen wissenschaftlich präzise bleiben, gerade wenn es um biologische Grundbegriffe geht.
Betrachtet man die Einträge zu "female" (weiblich) und "male" (männlich), so fällt zunächst auf, dass die Definitionen durchaus Elemente enthalten, die aus biologischer Sicht korrekt sind:
Richtig ist, dass "female" als das Geschlecht beschrieben wird, das typischerweise die Fähigkeit hat, Eier zu produzieren oder Nachkommen zu gebären, während "male" auf die Produktion von kleinen, meist beweglichen Gameten (Spermien) verwiesen wird. Auch die botanischen Definitionen, wonach weibliche Pflanzen nur Fruchtblätter und männliche nur Staubblätter bilden, sind zutreffend und entsprechen den etablierten Erkenntnissen der Sexualbiologie. Diese Beschreibungen sind materialistisch fundiert. Sie beruhen auf reproduktiven Funktionen und morphologischen Merkmalen, die objektiv messbar und unabhängig von individueller Wahrnehmung sind.
Problematisch wird es jedoch im zweiten Teil beider Einträge, in dem "weiblich" und "männlich" zusätzlich über eine "Gender Identity" (Geschlechtsidentität) definiert werden. Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist dies ein Kategorienfehler. Geschlecht ist ein biologisches Merkmal, das Taxon übergreifend auf der jeweiligen, potenziellen Gametenproduktion beruht. Subjektive Empfindungen oder soziale Rollenbilder mögen für die Humanmedizin und die Soziologie relevant sein, sie verändern jedoch nicht die biologische Realität. Die Vermischung dieser Ebenen in einer Definition biologischer Begriffe schwächt deren wissenschaftliche Aussagekraft und schafft unnötige Verwirrung, besonders in einem Referenzwerk, das Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt.
Hinzu kommt ein logischer Mangel: Beide Einträge stützen sich auf den jeweils anderen: "Weiblich" als Gegenteil von "männlich" und "männlich" als Gegenteil von "weiblich". Ohne eine unabhängige, eigenständige Definition verheddert sich diese Formulierung in einem Zirkelschluss. Würde man die biologischen Kernbeschreibungen entfernen, bliebe nur ein tautologisches "A ist nicht B und B ist nicht A" – eine inhaltsleere Feststellung, die keine Erkenntnis liefert. Für präzise Wissenschaftssprache sind jedoch klare Definitionen erforderlich, die nicht auf gegenseitigen Abgrenzungen allein beruhen, sondern auf objektiven Merkmalen und Funktionen.
Ein Einzelfall?
Wie sieht die Situation in anderen Wörterbüchern aus? Das Cambridge Dictionary gehört zu den bekanntesten britischen Wörterbüchern und wird international häufig als Referenzwerk für englische Begriffe genutzt. Anders als Merriam-Webster bleiben seine Definitionen bei biologischen Grundbegriffen weitgehend auf der Ebene reproduktiver Funktionen. "Female" bezeichnet hier klar das Geschlecht, das Kinder gebärt oder Eier produziert, während "male" das Geschlecht meint, das Hoden oder ein Organ mit ähnlicher Funktion besitzt und nicht jenes ist, das den Nachwuchs bis zur Geburt trägt: "not (of) the sex which carries the young until birth"
Letztere Negativformulierung orientiert sich an einer typischen Rollenverteilung in der Fortpflanzung, also daran, wer den Nachwuchs austrägt. Das ist jedoch ebenfalls keine verlässliche Definitionsgrundlage, denn diese Rolle kann zwischen Arten erheblich variieren. Seepferdchen und andere Fischarten sind prominente Gegenbeispiele. Hier tragen die Männchen den Nachwuchs bis zur Geburt, obwohl sie biologisch eindeutig männlich sind (weil sie kleine, bewegliche Gameten produzieren).
Damit begeht auch diese Formulierung ebenfalls einen Kategorienfehler. Sie ersetzt ein objektives, auf Gametentypen basierendes Kriterium durch eine biologische Funktion, die nicht universell gilt. Eine Definition, die sich auf reproduktive Aufgabenverteilung stützt, kann daher in die Irre führen, weil sie nicht das Geschlecht an sich, sondern ein artspezifisches Fortpflanzungsverhalten beschreibt. Das Cambridge Dictionary bleibt zwar insgesamt materialistisch orientiert, rutscht hier aber in eine anthropozentrische Vereinfachung ab, die wissenschaftlich nicht tragfähig ist.
Positiv anzumerken ist aber, dass das Cambridge Dictionary die biologische Definition nicht mit Aspekten subjektiver Geschlechtsidentität vermischt. Die Begriffe werden über funktionale, anatomische und reproduktive Kriterien bestimmt, die unabhängig von persönlichen Empfindungen sind. Dadurch entsteht eine klare, überprüfbare Grundlage, die sich mit den Grundprinzipien der Sexualbiologie deckt. Diese Präzision schützt vor den logischen Zirkelschlüssen und definitorischen Unschärfen, wie sie in den Merriam-Webster-Einträgen sichtbar werden, und erhält die Verständlichkeit der Begriffe im internationalen wissenschaftlichen Diskurs.
In Deutschland zeigt ein Blick in den Duden, dass die Situation noch klarer bleibt. Die Definitionen von "weiblich" und "männlich" sind hier vollständig im Einklang mit der Sexualbiologie gefasst: "Weiblich" bezeichnet das Geschlecht, das Eizellen bildet, aus denen sich nach Befruchtung Nachwuchs entwickeln kann, während "männlich" das Geschlecht meint, das bewegliche Gameten produziert und Eizellen befruchten kann. Die zugrundeliegende Definition von "Geschlecht (1a)" verweist präzise auf die Gesamtheit der reproduktiven (nicht subjektiv empfundenen) Merkmale, die ein Lebewesen meist eindeutig als biologisch männlich oder weiblich bestimmen.
Auffällig ist, dass diese Einträge auf die materialistische Basis fokussieren und sich nicht in sozialwissenschaftliche oder identitätspolitische Erweiterungen verstricken. Damit bleibt der Duden derzeit noch auf der Ebene naturwissenschaftlich überprüfbarer Tatsachen, ohne die klare biologische Unterscheidung durch subjektive Selbsteinschätzung zu relativieren. Dies sorgt für begriffliche Stabilität und verhindert die logischen Unschärfen, die vor allem in den US-amerikanischen Merriam-Webster-Definitionen erkennbar werden.
Fazit
Gerade in einer Zeit, in der biologische Grundbegriffe politisiert und umgedeutet werden, ist es umso wichtiger, dass Wörterbücher nicht den Eindruck erwecken, wissenschaftlich gesicherte Definitionen seien verhandelbar. Sprache formt Denken und wenn die Sprache die Trennlinie zwischen objektiven Tatsachen und subjektiven Empfindungen verwischt, dann leidet am Ende die Klarheit, auf die Wissenschaft angewiesen ist.


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