Sonntag, 28. September 2025

Frank Thelen und die Biologie der zwei Geschlechter

In der vierten Folge der VOX-Sendung "Die Höhle der Löwen" vom 15. September kam es zu einer bemerkenswerten Szene. Die Gründerin eines Start-ups für Masturbationssättel beschrieb ihre Zielgruppe als "Kissenreiter*innen" (sic!), um dabei ausdrücklich auch sogenannte "Transmänner" (sprich Frauen) und "nicht-binäre Personen mit Vulva" (sprich Frauen) einzuschließen. Investor Frank Thelen entgegnete höflich, aber bestimmt: Er sei in dieser Frage "sehr nah an der Biologie" und sehe die Dinge daher anders. Diese Bemerkung mag auf den ersten Blick rational denkender Zeitgenossen unspektakulär wirken, ist aber in Zeiten hitziger Debatten um Geschlecht und Identität von großer Bedeutung.

Was sagt die Biologie?

Die biologische Definition des Geschlechts beruht auf der Art der Gameten, die ein Organismus (potenziell) produziert. Es gibt Makrogameten und Mikrogameten. Damit existieren in der Biologie exakt zwei Geschlechter – weiblich und männlich. Menschen, die Entwicklungsschritte in Richtung der Produktion von Eizellen vollzogen haben, sind demnach weiblich; eine potenzielle Spermienproduktion begründet das männliche Geschlecht. Damit existieren auch beim Menschen exakt zwei Geschlechter.

Dass es sich bei sogenannten "Intersex"-Phänomenen (Disorders of Sex Development; DSD) um Entwicklungsstörungen innerhalb eines der beiden Geschlechter handelt und nicht um eigenständige dritte oder vierte Geschlechter, haben wir bereits an mehreren Stellen ausführlicher dargestellt (siehe beispielsweise Geschlecht ist nicht gleich Geschlechtsausprägung). Zusammengefasst: Auch wenn es medizinisch komplexe Fälle gibt, die eine oberflächliche Geschlechtsfeststellung erschweren können, bleibt die biologische Binarität davon unangetastet.

Ob eine Person eine Vulva besitzt oder nicht, ist außerdem keine Frage einer subjektiven Selbstwahrnehmung, sondern lasst sich objektiv feststellen. Es existierten zwar durchaus DSD-Zustände, in denen Hoden als primäres Sexualorgan vorliegen, die Genitalien als äußere Geschlechtsmerkmale jedoch zum Zeitpunkt der Geburt als "Vulva" fehlinterpretiert werden können (z. B. bei Androgeninsensitivität oder 5-Alpha-Reduktase-Mangel), eine Inklusion betroffener Personen unter der Bezeichnung "Personen mit Vulva" ist allerdings dennoch falsch und wider die Biologie, da eine Vulva das äußere Genital praktisch aller weiblicher Säugetiere bezeichnet. "Personen mit Vulva" sind daher grundsätzlich immer dem weiblichen Geschlecht zugehörig. Denn das jeweilige Geschlecht definiert seine Merkmale, nicht umgekehrt! Und Geschlechter abseits von männlich und weiblich, die mit Gender-Sonderzeichen wie dem Asterisk (bzw. dem Glottisschlag bei der Aussprache) sichtbar gemacht werden sollen, existieren ohnehin schlichtweg nicht.

Allerdings erweitert die Erkenntnis, dass es aufgrund von Entwicklungsstörungen durchaus auch männliche Menschen mit scheinbar weiblichen Genitalien gibt, die Zielgruppe für weiblich assoziierte Masturbationswerkzeuge auf männliche "Kissenreiter", was auch ein Frank Thelen einsehen müsste. Denn unterentwickelte Genitalien eines männlichen Menschen sind und bleiben faktisch männliche Geschlechtsmerkmale, selbst wenn sie als Pseudovulva in Erscheinung treten. 

Kritische Reaktionen auf Thelens Thesen

Selbstverständlich ließen die Reaktionen von trans-affirmativer Seite nicht lange auf sich warten. Das Portal "Queer.de" bezeichnet Thelens Aussagen beispielsweise als "transphoben Zeitgeist": "Die Höhle der Löwen": Frank Thelen bezweifelt Existenz von trans und nichtbinären Personen

Dabei hat der Investor nichts anderes getan, als auf die biologische Realität hinzuweisen. Geschlechtsidentitäten mögen eine Rolle in der Soziologie oder in individuellen Lebenswelten spielen – das Geschlecht hingegen ist in der Biologie objektiv bestimmbar. Frank Thelen ist nun wirklich nicht dafür bekannt, in der Vergangenheit Position gegen Transgender bezogen zu haben. Dass bereits seine vollkommen ideologiefreien Äußerungen den Vorwurf von "Transfeindlichkeit" aufkommen lassen, offenbart, dass in den Augen der "queeren" Lobby jedermann transfeindlich ist, der ihrer Weltanschauung widerspricht.

Noch bemerkenswerter ist ein Artikel auf "Futurezone.de" – einem vor Clickbait-Werbebannern nur so wimmelnden Portal mit Nachrichten aus den Bereichen Technologie, Netzpolitik, Digital Life, Gadgets, StartUps, Science und Games: Peinlicher Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“: Investor outet sich als Realitätsverweigerer

Darin heißt es, die Wissenschaft sei "längst weiter", da die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen "Sex" und "Gender" unterscheide. Diese Unterscheidung von Sex ("biologisches" Geschlecht) und "Gender" (in der Soziologie eine Bezeichnung für soziale Rollen und Identitäten; daher nicht zu verwechseln mit dem biologischen Gender-Begriff) ist durchaus sinnvoll und etabliert – sie ändert aber nichts daran, dass Thelen mit seiner Bemerkung "nah an der Biologie zu sein" exakt richtig lag. Eine Vulva ist nämlich kein "Gefühl" oder Gegenstand sozialer Verhandlungen, sondern ein streng definiertes anatomisches Merkmal, das eindeutig auf eine weibliche Sexualbiologie verweist.

Die WHO ist davon abgesehen kein biologischer Dachverband, sondern eine humanmedizinische Organisation. Ihr Fokus liegt auf der Versorgung und Kategorisierung von Menschen, nicht auf der übergeordneten biologischen Systematik von Geschlecht. Damit verlässt sie zwangsläufig die universelle, gametenbasierte Definition und verengt den Blick anthropozentrisch auf eine einzige Spezies. Wer diese Ebenen vermischt, trägt letztlich zur Begriffsverwirrung bei.

Fazit

Frank Thelen hatte recht: In der Biologie gibt es nur zwei Geschlechter. Wer das Gegenteil behauptet, stellt nicht nur eine falsche Tatsachenbehauptung auf, sondern betreibt auch eine gefährliche Uminterpretation wissenschaftlicher Begriffe – sei es aufgrund versehentlicher Kategorienfehler oder absichtlicher Desinformation. Deshalb sollten solche Behauptungen nicht unkritisch stehen gelassen werden. Nur wenn wir wissenschaftliche Fakten klar benennen, können gesellschaftliche Debatten auf einer soliden Grundlage geführt werden.

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