Samstag, 18. Mai 2024

KiKA blamiert sich mit fehlender Biologiekenntnis

Eine hitzige Debatte um eine Kinderfernsehserie zeigt, wie schnell biologische Tatsachen in ideologischen Kämpfen relativiert werden. In sozialen Medien sorgt eine Antwort des KiKA (Kinderkanal von ARD und ZDF) für Aufsehen. Dort hieß es als Beispiel für transgeschlechtliches Verhalten in der Natur sinngemäß, dass auch "Säugetiere wie Clownfische und Pantoffelschnecken" ihr "biologisches" Geschlecht ändern können.

Der Auslöser der Debatte

Anlass der aktuellen Diskussion war ein Facebook-Kommentar unter einem Beitrag des öffentlich-rechtlichen Kinderkanals zu dessen umstrittener Kindersendung "Ich bin Hannah", in welcher es um einen transidenten Jungen geht:


In der Kommentarsektion stellte eine Nutzerin die Frage: "Gibt es sowas eigentlich nur beim Menschen oder auch bei anderen Säugetieren?"

Darauf antwortete das Social-Media-Team des KiKA:

"Menschen sind wirklich nicht die einzigen Säugetiere, die transgeschlechtlich sein können. In der Tierwelt können zum Beispiel Clownfische und Pantoffelschnecken ihr biologisches Geschlecht ändern. Super spannend, oder? 😊"

Diese Antwort sorgte für erhebliche Irritation und Gegenwind, weshalb die Kommentarfunktion schließlich geschlossen wurde:


Biologische fehlerhafte Darstellung des ÖRR

Clownfische und Schnecken sind faszinierende Tiere – aber keine Säugetiere! Säugetiere zeichnen sich durch das Säugen ihrer Jungen mit Milchdrüsen, das Vorhandensein eines Haarkleids, eine konstante Körpertemperatur und in den meisten Fällen durch die Lebendgeburt aus. Die marinen Pantoffelschnecken gehören zu den Weichtieren (Mollusca), Clownfische sind Fische aus der Klasse der Strahlenflosser (Actinopterygii). Die Aussage, dass diese Arten "Säugetiere" seien, ist schlicht biologisch falsch und zeigt, wie leicht biologische Fakten durcheinandergeraten, wenn man komplexe Themen ideologisch überhöht.

Tatsächlich gibt es in der Natur viele Tiere, die ihr Geschlecht im Laufe ihres Lebens verändern können. Bei Clownfischen etwa ist jedes Tier zunächst männlich. Stirbt das dominante Weibchen, wandelt sich das ranghöchste Männchen hormonell und anatomisch in ein Weibchen um – ein Prozess, der als Proterandrie oder auch Protandrie bezeichnet wird. Proteroandrischer Hermaphroditismus wurde auch bei der Amerikanischen Pantoffelschnecke (Crepidula fornicata) beobachtet.

Diese Form des Geschlechtswechsels kann in der Tat als echte "Transsexualität" bezeichnet werden. Sie ist aber kein Ausdruck einer inneren Identität oder eines Bewusstseins über das eigene Geschlecht wie beim menschlichen Transgenderismus, sondern ein biologischer Fortpflanzungsmechanismus, der der erfolgreichen Weitergabe des eigenen Genmaterials dient. Das beim Menschen auftretende Phänomen, welches häufig fälschlich als "Transsexualität" bezeichnet wird, ist hingegen je nach Ursache als Entwicklungsstörung oder als psychische Erkrankung zu klassifizieren und unterscheidet sich damit fundamental von einer evolutionär stabilen Fortpflanzungsstrategie. Beim Menschen und anderen Säugetieren gibt es keine Transsexualität im biologischen Sinne.

Warum Säugetiere ihr Geschlecht nicht wechseln können

Bei Säugetieren ist ein Geschlechtswechsel biologisch nicht möglich. Das liegt an ihrer grundlegenden Anatomie und Fortpflanzungsbiologie. Säugetiere besitzen als Gonochoristen getrennte Geschlechter mit innerer Befruchtung, komplexen Geschlechtsdrüsen (Hoden oder Eierstöcken) und sekundären Geschlechtsmerkmalen, die hormonell gesteuert, aber genetisch festgelegt sind. Die Differenzierung in männlich oder weiblich erfolgt in der Embryonalentwicklung durch spezifische Gene (z. B. SRY, welches im Normalfall auf dem Y-Chromosom liegt). Ein Wechsel des Geschlechts würde bei Säugetieren eine komplette Reorganisation von inneren und äußeren Körperstrukturen erfordern. Dies ist weder natürlich verankert noch mittels medizinischen Eingriffen möglich.

In diesem Kontext soll aber auf einen tiermedizinischen Sonderfall hingewiesen werden: In den 1990er Jahren beschrieben Frankenhuis et al. ein Hauskaninchen, das gleichzeitig funktionsfähige Hoden und Eierstöcke besaß [1]. Das Tier konnte zunächst andere Weibchen befruchten und später in Isolation sogar trächtig werden – ein Phänomen, das als Autofertilisation bezeichnet wird. Solche Fälle beruhen bei Säugetieren auf Störungen in der Geschlechtsdifferenzierung während der Embryonalentwicklung und sind extrem selten. Sie sind beim Menschen als ovotestikuläre Störung der Geschlechtsentwicklung beschrieben. Entscheidend ist, dass das Tier sein Geschlecht nicht wechselte, sondern von Geburt an beide Geschlechtsanlagen gleichzeitig besaß. Damit handelt es sich nicht um Proterandrie, wie sie als evolutive Strategie bei Clownfischen oder Pantoffelschnecken explizit zum Zwecke der Verhinderung einer Autofertilisation vorkommt, sondern um eine pathologische Ausnahme.

Daher sind medizinische oder soziale Geschlechtsangleichungen beim Menschen keine biologischen Geschlechtswechsel, sondern kulturelle und medizinische Versuche, Körper und Identität in Einklang zu bringen.

Verantwortung im Umgang mit Fakten

Wenn sogenannte "öffentlich-rechtliche" Sender biologische Themen aufgreifen, müssen sie sich an wissenschaftliche Standards halten – gerade, wenn sie einen Bildungsauftrag zur Legitimierung ihrer Zwangsfinanzierung für sich beanspruchen. Wer Kinder über Geschlecht und Identität aufklären will, darf sich keine elementaren biologischen Fehler leisten. Die KiKA-Antwort, Fische und Schnecken seien "Säugetiere, die transgeschlechtlich sein können", zeigt ein bedenkliches Maß an biologischer Unkenntnis und unkritischem Umgang mit Fachbegriffen.

Solche irreführenden und damit desinformativen Fehltritte untergraben das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Bildungsanspruch. Sie lassen den Eindruck entstehen, dass Ideologie und Kommunikationsstrategie wichtiger sind als naturwissenschaftliche Präzision. Gerade in einer Zeit, in der gesellschaftliche Debatten über Geschlecht ohnehin hoch emotional geführt werden, sollten zwangsfinanzierte Medien nicht zur Verwirrung, sondern zur Aufklärung beitragen. Empathie für individuelle Identität darf niemals zulasten wissenschaftlicher Korrektheit gehen.

Fazit

Biologische Tatsachen sind kein Ausdruck gesellschaftlicher Gesinnung. Wer über Geschlecht, Identität und Natur spricht, sollte die Grenzen zwischen psychologischen, sozialen und biologischen Konzepten kennen. Schnecken und Clownfische liefern spannende Einblicke in die Vielfalt der Natur – aber sie sind kein Beispiel für menschliche Transidentität.

Quellen

[1] Frankenhuis MT, Smith-Buijs CM, de Boer LE, Kloosterboer JW. A case of combined hermaphroditism and autofertilisation in a domestic rabbit. Vet Rec. 1990 Jun 16;126(24):598-9. PMID: 2382355.

Warum die Biologie nicht "mehr als zwei Geschlechter" kennt

Immer wieder wird in Medien behauptet, die moderne Biologie habe sich von der Vorstellung verabschiedet, es gäbe nur zwei Geschlechter. So geschehen in einem Artikel des Tagesspiegels aus dem Jahr 2016 mit dem Titel "Gender in der Biologie: Es gibt mehr als zwei Geschlechter".

Dieser medial häufig zitierte Artikel diente beispielsweise im Jahr 2022 dem öffentlich-rechtlichen ZDF Magazin Royale als Vorlage für die steile These: "Es gibt mehr als zwei Geschlechter. In der Biologie ist das inzwischen anerkannt." – siehe Minute 14:58 der Folge: "Wer in Deutschland gegen trans Menschen hetzt":


Diese Aussage – vom ZDF Magazin Royal als "wissenschaftlicher Konsens" präsentiert – hält einer fachlichen Überprüfung jedoch nicht stand.

Was meint die Biologie, wenn sie von "Geschlecht" spricht?

Biologisch betrachtet ist das Geschlecht (Sexus) eines Lebewesens keine Frage von Rollenbildern, Identitäten oder persönlichen Empfindungen, sondern eine funktionale, reproduktive Kategorie. Die Biologie unterscheidet zwei grundlegende Typen von Geschlechtszellen (Gameten). Beim Menschen große, unbewegliche Eizellen und kleine, bewegliche Spermien. Diese Unterscheidung liegt der Einteilung in weiblich und männlich zugrunde. Alles andere – etwa anatomische Unterschiede, Hormonprofile oder genetische Muster – leitet sich daraus ab. Diese untergeordneten Kategorien sind Folgen der Geschlechtlichkeit (Sexualität) und können deshalb logischerweise nicht der Definition von Geschlecht dienen. In der Evolutionsbiologie ist die gametische Binarität die Basis sexueller Fortpflanzung und daher die Basis der Definition von Geschlecht sowie der physiologischen und anatomischen Organisation eines Organismus rund um seinen Sexus (siehe Gender).

"Zwei Geschlechter" sind also keine kulturelle Erfindung, sondern ein biologisches Fundament, das sich durch nahezu alle vielzelligen Organismen zieht [1][2].

Nur zwei, trotzdem divers

Natürlich kennt die Biologie auch Ausnahmen, beispielsweise bei der Entwicklung des menschlichen Körpers. Menschen mit sogenannten Störungen der Geschlechtsentwicklung (Disorders of Sex Development; DSD – häufig "Intersexualität" genannt) können körperliche Merkmale aufweisen, die nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen Schema entsprechen (Pseudohermaphroditismus). Seriöse medizinische Studien schätzen, dass solche Fälle nur einen winzigen Bruchteil der Bevölkerung betreffen (ca. 0,018 %; siehe Wie häufig ist "Intersexualität"?) [3]. Diese seltenen Entwicklungsstörungen entstehen zum Beispiel durch genetische Mutationen, Hormonresistenz oder fehlerhafte Embryonalentwicklung und sind medizinisch erfassbare Abweichungen von der Norm, aber mangels eines dritten Geschlechtszellentypus ausdrücklich keine eigenständigen Geschlechter.

Es gibt also nicht "mehr" Geschlechter, sondern lediglich indifferente Ausprägungen innerhalb der beiden bestehenden.

Primärquelle falsch zitiert

Ein zentraler Bezugspunkt des Tagesspiegel-Artikels ist ein 2015 erschienener Artikel der Wissenschaftsjournalistin und Biologin Claire Ainsworth im Fachjournal Nature mit dem Titel "Sex Redefined" [4]. Dieser wird häufig als Beleg dafür angeführt, dass die Biologie sich angeblich von der Zweigeschlechtlichkeit verabschiedet habe und das Geschlecht nun als eine Art Spektrum interpretiert. Doch auch hier lohnt sich ein zweiter Blick: Als Ainsworth auf X (ehemals Twitter) direkt gefragt wurde, ob sie mit ihrem Artikel die Existenz von mehr als zwei Geschlechtern behaupte, antwortete sie klar und deutlich: "Nein, überhaupt nicht. Zwei Geschlechter mit einem Kontinuum an Variationen in Anatomie/Physiologie."

Es gibt also auch laut der Primärquelle nur zwei biologische Geschlechter und innerhalb dieser Geschlechter ein Kontinuum physiologischer und körperlicher Ausprägungen. Diese Aussage ist vollkommen kompatibel mit der modernen Biologie, aber eben kein Beleg für "mehr als zwei Geschlechter". Die im Tagesspiegel-Artikel behauptete Anerkennung einer Vielgeschlechtlichkeit in der Biologie im Sinne von "mehr als zwei" existiert schlicht nicht.

Biologie vs. Soziologie

Ein weiteres Problem des Artikels liegt in der Art und Weise, wie biowissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Konzepte vermischt werden. Immer wieder wird suggeriert, biologische Kategorien seien sozial konstruiert oder kulturell überformt – ein typisches Argument aus den Gender Studies und insbesondere seitens der Queer-Theorie. Heinz-Jürgen Voß, der Autor des Artikels, wird dabei als "diplomierter Biologe" und Professor vorgestellt. Was dabei nicht erwähnt wird: Seine Professur ist an einer sozialwissenschaftlichen Fakultät angesiedelt, seine Dissertation erfolgte im Bereich der Soziologie und seine Forschungsschwerpunkte liegen in Queer-Theorie, Intersektionalität und sexueller Bildung – nicht in der experimentellen oder theoretischen Biologie (Quelle). Seine Aussagen sind also weniger biologische Fachmeinungen als vielmehr gesellschaftstheoretische Deutungen, die mit naturwissenschaftlicher Methodik wenig zu tun haben.

Natürlich ist es legitim, gesellschaftliche Normen und Rollenbilder zu hinterfragen. Auch biologische Kategorien dürfen kritisch diskutiert werden – insbesondere dort, wo sie missbraucht oder ideologisch aufgeladen wurden. Doch solche Diskussionen müssen zwischen sozialer Deutung und biologischer Beschreibung klar unterscheiden, sonst geraten Biologen auf Abwege. Die Biologie operiert mit überprüfbaren, messbaren Kategorien. Sie kann nicht jede Form individueller Identität abbilden und muss das auch nicht. Ihre Aufgabe als Realwissenschaft ist es, die Realität zu beschreiben, nicht soziale Gefühle zu normieren oder politische Forderungen zu bewerten.

Fazit

Die moderne Biologie spricht nach wie vor von zwei Geschlechtern, weil dies funktional, reproduktiv und evolutionsbiologisch eindeutig und universell begründet ist. Es gibt körperliche Variationen und medizinisch beschreibbare Anomalien, die eine Unterkategorisierung der menschlichen Geschlechtsbiologie innerhalb der logischerweise anthropozentrischen Humanmedizin zum Zwecke der DSD-Diagnostik rechtfertigen. Doch diese führen nicht zu neuen biologischen Geschlechtern, sondern sind Ausdruck einer natürlichen Variation innerhalb der bestehenden Ordnung und eine Folge der zweigeschlechtlichen Fortpflanzung, nicht deren Gegenargument.

Was also bleibt am Ende von der These "Es gibt mehr als zwei Geschlechter"? Sie mag in der Soziologie und in bestimmten politischen Bewegungen Anklang finden, in der Biologie ist sie allerdings nicht anerkannt. Das bedeutet nicht, dass es keine Vielfalt gibt. Im Gegenteil: Die Biologie kennt und beschreibt diese Vielfalt sehr genau. Aber sie tut es innerhalb einer zweigeschlechtlichen Struktur. Wer dies auf Basis anthropozentrischer Sichtweisen auflösen oder relativieren will, bewegt sich nicht mehr im Feld der Naturwissenschaften, sondern in dem der Ideologien.

Aussagen wie die des Tagesspiegel-Artikels sind daher nicht nur unpräzise und irreführend, sondern naturwissenschaftlich schlichtweg falsch. Eine sachliche Aufklärung über Geschlechtlichkeit muss zwischen sozialer Identität und biologischer Realität klar unterscheiden.

Quellen

[1] D. Speijer, J. Lukeš, & M. Eliáš, Sex is a ubiquitous, ancient, and inherent attribute of eukaryotic life, Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 112 (29) 8827-8834, https://doi.org/10.1073/pnas.1501725112 (2015).

[2] Goymann, W., Brumm, H., & Kappeler, P. M. (2023). Biological sex is binary, even though there is a rainbow of sex roles. BioEssays, 45, e2200173. https://doi.org/10.1002/bies.202200173

[3] Sax, L. (2002). How common is lntersex? A response to Anne Fausto‐Sterling. The Journal of Sex Research, 39(3), 174–178. https://doi.org/10.1080/00224490209552139

[4] Ainsworth, C. Sex redefined. Nature 518, 288–291 (2015). https://doi.org/10.1038/518288a

Samstag, 4. Mai 2024

Kritik an Arbeitsblättern zur Geschlechtsidentität im Biologieunterricht

Im Januar 2023 sorgte die Kölner "Hildegard von Bingen"-Schule medial für Aufsehen, nachdem im Biologieunterricht der 6. Klasse Arbeitsblätter eines Hygieneartikel-Herstellers (Archivlink) zu Themen der "geschlechtlichen Vielfalt", "sexuellen Orientierungen" und "geschlechtsangleichenden Operationen" bearbeitet wurden. Die IG Sexualbiologie sieht diese Entwicklung mit großer Sorge und plädiert für eine altersgerechte, sachlich-naturwissenschaftliche Sexualaufklärung fernab ideologischer Narrative.
 

"Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt" im always-Themenportal Pubertät

Biologieunterricht braucht naturwissenschaftliche Grundlagen

Zentraler Kritikpunkt: Die Arbeitsblätter vermischen psychologische und soziologische Begriffe mit biologischen Fakten, ohne eine klare Trennung oder kritische Einordnung vorzunehmen. Begriffe wie "soziales Geschlecht" oder "Geschlechtsidentität" werden als gleichwertig oder gar übergeordnet zum biologischen Geschlecht dargestellt – ohne dass Schülern vermittelt wird, dass diese Begriffe nicht durch objektive, naturwissenschaftliche Methoden belegbar sind.
 
In den Arbeitsblättern wird unter dem Themenkomplex "Soziales Geschlecht" behauptet, dass es auf die Frage, wie viele Geschlechter es gibt, keine einfache Antwort gäbe. Solche Aussagen sind für den Biologieunterricht aus unserer Sicht untragbar. In der Biologie ist das Geschlecht eines Menschen eindeutig definiert: über die funktionale Entwicklung hin zur Produktion von Ei- oder Samenzellen. Anomalien in Form von Disorders of Sex Development (DSD) oder psychische Dysphorien ändern nichts an der Tatsache, dass der Mensch eine zweigeschlechtliche Fortpflanzung aufweist. Deshalb ist die Frage im Kontext der Biologie sehr wohl einfach zu beantworten: zwei Geschlechter mit klarer reproduktiver Funktion.
 
Die Arbeitsblätter suggerieren, dass das Thema "Geschlechtsidentität" etwas ganz Wunderbares sei:
 

Dadurch wird das heikle Thema der geschlechtsangleichenden Maßnahmen in einen problematischen Rahmen gesetzt. Kinder könnten so den Eindruck bekommen, als wären geschlechtsangleichende Maßnahmen erstrebenswert. Wer nicht respektiert wird, "ändert" einfach sein "Geschlecht" und darf dann Respekt einfordern. Wer Kritik daran äußert, soll laut den Arbeitsblättern den Fehler bei sich selber suchen. So werden Kinder indoktriniert und die Fähigkeit kritischen Denkens im Keim erstickt.

Frühsexualisierung unter dem Deckmantel der Vielfalt?

Die verwendeten Arbeitsblätter erwecken den Eindruck, dass Geschlechtsidentität ein individuell wählbares, fluides Konstrukt sei, das nichts mit biologischen Grundlagen zu tun habe. So werden Kinder im präpubertären Alter etwa mit dem Begriff "Agender" oder dem Konzept des "richtigen Körpers" konfrontiert – mit der suggestiven Wirkung, dass körperliche Geschlechtsmerkmale zweitrangig seien und gegebenenfalls chirurgisch oder hormonell angepasst werden könnten.
 
  
Die IG Sexualbiologie sieht hierin eine Form der sogenannten "Frühsexualisierung". Kinder sollen altersgerecht über biologische Vorgänge wie Fortpflanzung, körperliche Entwicklung und sexuelle Gesundheit aufgeklärt werden, jedoch nicht mit umstrittenen Konstrukte aus den Gender Studies konfrontiert werden, deren Grundlagen weder medizinisch validiert noch pädagogisch geeignet für Sechstklässler sind.

Politische Ideologie im Klassenzimmer?

Dass die Arbeitsmaterialien von einem Unternehmen stammen, das durch Werbeaktionen gezielt auf Themen wie "Genderdiversität" setzt, wirft zusätzliche Fragen auf. Die Einbindung solcher Inhalte im staatlichen Biologieunterricht führt zu einer problematischen Verschiebung: vom Bildungs- zum Meinungsauftrag. Wenn Lehrmaterialien suggerieren, dass "Geschlechtsumwandlungen" (kosmetische Veränderungen der Geschlechtsanatomie) eine Option zur Selbstverwirklichung seien, verfehlt der Unterricht seinen naturwissenschaftlichen Bildungsanspruch.

Insbesondere der unkritische Einsatz solcher Materialien birgt die Gefahr einer schleichenden Ideologisierung. Lehrkräfte und Bildungsinstitutionen sollten besonders sensibel mit Themen umgehen, die tief in die persönliche und körperliche Identität von Kindern eingreifen.

Differenzierte Aufklärung statt Identitätspädagogik

Selbstverständlich befürwortet die IG Sexualbiologie eine faktenbasierte, respektvolle Thematisierung von Phänomenen wie Transgeschlechtlichkeit oder gleichgeschlechtlicher Orientierung im Rahmen des Sexualkundeunterrichts, wie es die Kernlehrpläne für Naturwissenschaften in Nordrhein-Westfalen vorsehen. Dabei muss jedoch stets eine altersgerechte und biologische Perspektive gewahrt bleiben – insbesondere im naturwissenschaftlichen Fachunterricht.

Themen wie soziale Geschlechterrollen, Identitätsfragen oder gesellschaftliche Debatten über Sprache und Diskriminierung gehören in den Sozialkunde- oder Ethikunterricht, wo sie kritisch, pluralistisch und multiperspektivisch besprochen werden können.
 

Fazit 

Der Biologieunterricht darf kein Vehikel politischer Weltanschauung werden. Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf eine altersgemäße, sachliche und evidenzbasierte Bildung – insbesondere im sensiblen Bereich der Sexualaufklärung. Die IG Sexualbiologie fordert daher eine strikte Trennung von Naturwissenschaft und Identitätspolitik im Klassenzimmer sowie eine stärkere Prüfung und Qualitätskontrolle von extern entwickelten Unterrichtsmaterialien.

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